GEBURTSHILFE
NATÜRLICHE GEBURTSHILFE
(VERMEIDUNG UNNÖTIGER ÄRZTLICHER MAßNAHMEN UNTER DER GEBURT UND MIT DEM NEUGEBORENEN)
WUNSCHKAISERSCHNITTE (WÜNSCHE UND ÄNGSTE DER WERDENDEN ELTERN) IMMER HÖHERE KAISERSCHNITTRATEN (DIE ÄNGSTE DER GEBURTSHELFER UND DIE ÄNGSTE UND DIE WÜNSCHE DER WERDENDEN ELTERN)
ZWISCHENMENSCHLICHE ZUWENDUNG
WIE FINDE ICH DIE FÜR MICH GEEIGNETE ENTBINDUNGSEINRICHTUNG?
Hebammen in unserer Region
Wenn Sie ein Kind erwarten, so haben Sie einige Monate Zeit, um sich über die Wahl der für Sie geeigneten Entbindungseinrichtung Gedanken zu machen.
Am Wichtigsten ist Ihnen wahrscheinlich die Sicherheit für Ihr Ungeborenes und für sich selbst. In dieser Beziehung können Sie sehr beruhigt sein. Die Sicherheit für die werdende Mutter und das Kind in Bezug auf Gesundheit und Überleben ist überall sehr hoch. Eine riskante Geburtshilfe kann sich heute haftungsrechtlich niemand mehr leisten. Die Art der Geburtshilfe ist aber sehr unterschiedlich.
Schwangere haben unterschiedliche Wünsche. Die Einen wollen eine möglichst natürliche Entbindung und die anderen den Wunschkaiserschnitt. Für die einen sind Erwägungen wie, möglichst nahe von zu Hause, damit ich unkompliziert Besuch erhalten kann, ausschlaggebend, andere nehmen weite Wege auf sich, weil sie von bestimmten Hebammen oder Ärzten und Methoden überzeugt sind.
Alle werdenden Eltern wünschen sich eine möglichst Vertrauen erweckende, beruhigende und abgeschirmte Atmosphäre für ein sehr persönliches wichtiges und sehr intimes großes Ereignis/Erlebnis.
Die Kaiserschnittraten haben sich in einem Teil der Industrieländern in den letzten 45 Jahren stark erhöht (früher: unter 10% heute: ca. 35%). Diese Entwicklung ist zum einen auf die Angst der Ärzte vor Komplikationen und die dann folgenden haftungsrechtlichen Konsequenzen zurückzuführen, zum Zweiten auf den Wunsch von Schwangeren per Kaiserschnitt entbunden zu werden. Ein Grund für die zunehmende Zahl an operativen Entbindungen ist auch der Umstand, dass immer mehr Ärzte bestimmte Techniken nicht mehr erlernen. Es gibt heutzutage beispielsweise viele Geburtshelfer in leitenden Positionen, die den Umgang mit der Geburt von Beckenendlagen (das Kind liegt mit dem Po nach unten) auf normalem Weg nicht mehr erlernt haben. In diesen Fällen ist es besser, Ärzte gestehen dies ein, denn mit mangelnder Erfahrung können solche Entbindungen gefährlich werden. Im Übrigen werden diese Geburtshelfer unter der Geburt immer einen Grund finden, warum gerade in dem aktuellen Fall nun doch ein Kaiserschnitt erforderlich ist. Fragen Sie bei Kreissaalführungen danach, wieviel Prozent aller Beckenendlagen in dem jeweiligen Krankenhaus bei Erst- und Mehrgebärenden noch auf normalem Weg geboren werden. Wenn diese Zahl bei null liegt, dann messen Sie Versprechungen bei den Kreissaalführungen keine Bedeutung bei. Wünschen Sie im Falle einer Beckenendlage vor allem beim ersten Kind eine Geburt auf normalem Wege, so sollten wir ein besonders intensives Gespräch führen. Die Universitätsklinik in Hamburg hat ein Kompetenzteam aufgebaut, welches 24 Stunden am Tag zur Verfügung steht.
Das Ziel muss nicht eine auf Biegen und Brechen niedrige Kaiserschnittrate sein. Es geht um die Gesundheit von Mutter und Kind und die Wünsche und Vorstellungen der Schwangeren. Wenn wir Ärzte vorhersagen könnten, welche Frauen durch Geburten auf normalem Weg eine wesentliche Senkung von Scheide und Gebärmutter mit nachfolgender Harninkontinenz erleiden, so wäre in diesen Fällen eine Diskussion über den eventuellen Vorteil eines Kaiserschnittes durchaus sinnvoll. Eine hohe Kaiserschnittrate ist aber sicherlich nicht erforderlich, um viele gesunde Kinder zu bekommen. Wenn Sie für eine natürliche Entbindung sind, so sollte bezüglich medizinischer Maßnahmen das Prinzip gelten:
So viel wie nötig,
so wenig wie möglich.
Ärztliche Bevormundung sollte Geburtshelfern fern liegen. Das Selbstbestimmungsrecht der werdenden Eltern sollte im Vordergrund stehen. Sie sollten nicht das Gefühl haben, der Medizin ausgeliefert zu sein. Das erfordert Zeit. Zeit zur Aufklärung und Zeit zur Entscheidungsfindung. Die Realität in immer mehr wirtschaftlich und medizinisch durchorganisierten Krankenhäusern, die immer größer werden, lässt dafür oft keinen Raum.
Dr. Gerd Eldering steht für die alternative Geburtshilfe in Deutschland. Schauen sie einmal in das Internet!
Er drückte es anlässlich einer Weiterbildungsveranstaltung einmal folgendermaßen aus:
„Es ist bedauerlich, dass man etwas als alternativ bezeichnen muss, was eigentlich selbstverständlich sein sollte.“
Ein weiteres Zitat aus einem Interview mit Dr. Eldering, welches sie im Internet nachlesen können: “Die Zeit ist vorbei, wo die Frauen sagten, mein Bauch gehört mir. Der Bauch der Frau gehört heute zum größten Teil anderen, den Kliniken und den DRGs.“ (Abrechnungssystem der Kliniken).
Dr. Eldering hat folgende Visionen bezüglich einer Weiterentwicklung der Geburtshilfe. Gebärende sollten in drei Risikogruppen eingeteilt werden. Kein Risiko, mittleres Risiko, hohes Risiko. Frauen ohne Risiko empfiehlt er die Entbindung zu Hause oder in einem Geburtshaus, welches einer Klinik angebunden sein kann, um bei Komplikationen zügig in den mit Technik ausgestatteten Kreißsaal wechseln zu können. Er möchte Frauen ohne Risiko die meist technische seelenlose Atmosphäre .der meis-ten Kreissäle ersparen. „Ein von Hebammen geleiteter Kreissaal kommt ohne Ärzte und damit auch ohne den Konflikt Arzt – Hebamme – aus. Im herkömmlichen System gibt es immer einen Konflikt, weil die Machtposition der Ärzte zu ihren Gunsten ausfällt. Ein von Hebammen geleiteter Kreissaal hat die Chance, mit Zuwendung, aber dennoch mit fachlicher Kompetenz., den Frauen das zu geben, was sie in sich tragen, nämlich eine „Nicht-Risikogeburt“ zu erleben – jedenfalls ist dies das Ziel. Diese Geburtshilfe ist vom üblichen Medizinbetrieb entkoppelt. Jeder stellt das zur Verfügung, was er kann. Entscheidend ist natürlich, dass die Hebammen auch die Größe haben müssen, sich zu entkoppeln und die Verantwortung zu übernehmen. Auf der anderen Seite müssen Hebammen auch die notwendige Fachkompetenz haben und sie müssen ihre Grenzen kennen. Leider überschreiten manche Hebammen ihre Möglichkeiten, weil sie die Frauen vor den Ärzten schützen wollen. Das ist gefährlich. Umgekehrt sollte es für Ärzte selbstverständlich sein, den Hebammen – natürlich auch den Frauen – zu helfen, ein geburtshilfliches Problem zu bewältigen. Die Ausbildungsgänge und das Selbstverständnis der beiden Berufsgruppen sind unter-schiedlich. Es darf kein Konkurrenzdenken entstehen, wie man es häufig sieht. Die Hebammen denken, sie kommen ohne Ärzte aus und die Ärzte betrachten die Hebammen als Fußvolk. Hier ist eine gemeinsame Supervision angesagt!“
Eigentlich ist es wie in den 60-er und 70-er Jahren des vergangenen Jahrhunderts Zeit für einen Aufstand der Frauen in der Geburtshilfe.
Weiter aus dem Interview:
Frage von Katja Baumann, freie Hebamme, Filmemacherin und Journalistin in Han-nover:
„Denken Sie, die Frauen können das Selbstvertrauen wieder ergreifen, das ihnen verloren gegangen zu sein scheint?“
Dr. Eldering: „Ich hoffe es. Ich finde es eigentlich schlimm, dass Frauen da in ihre Rolle zurückfallen, die sie vor Jahrzehnten hatten, dass sie Opfer von irgendwelchen Systemen sind. Sie haben nicht mehr so viel Selbstwertgefühl und Mut, sich dagegen zu stellen, da auf der anderen Seite der Druck der Medizin ganz erheblich ist. Nach dem Motto:`Wenn Sie das nicht machen, dann ist das aber schlecht für Sie und Ihr Kind.´ So wird es immer verpackt. Die Ambivalenz, die auch wir Mediziner haben, kommt ja fast nie zum Ausdruck.
Wir sind häufig gar nicht so sicher, wie wir vorgeben. Wenn man sich zum Beispiel mit einer Frau über das Thema Wunschkaiserschnitt unterhält, denkt man manchmal, vielleicht ist eine Sectio wirklich besser für diese Frau, wenn sie diese Ängste hat, und wenn sie einen nun bereits auf diese Ängste angesprochen hat. Da darf dann bei der Geburt nichts passieren – das engt einen ein. Auch dieses Gefühl, wenn man eine Frau doch überzeugt hat, eine Normalgeburt zu versuchen und das Ganze endet nach 10 oder 12 Stunden in einer Sectio, dann sagt einem die Frau oder Familie: `Wir wollten ja von vornherein eine Sectio. Ich weiß gar nicht, warum wir uns so lang quälen mussten´.“ Auch in Bezug auf medizinische Entscheidungen unter der Geburt empfinden wir Geburtshelfer ambivalent. Es ist keineswegs immer so eindeutig, ob die medizinischen Entscheidungen, die wir treffen, die richtigen sind. Dies wird aber mit den werdenden Eltern kaum kommuniziert. Viele ärztliche Maßnahmen sind unnötig und eher schädlich und wir können froh sein, wenn wir den Gebärenden nur den Weg erschweren und keine bleibenden Schäden anrichten.
Geburtshelfer sollten viel mehr nach dem Motto verfahren: „Was Du nicht willst, das man Dir tu, das füg auch keinem anderen zu.“
Viele Ärzte meinen, dass sie nur gute Ärzte sind wenn sie agieren, auch manche Patienten sehen dies so, und das gilt nicht nur für die Geburtshilfe. Abwarten und Geduld ist oft die bessere Medizin.
UNNÖTIGE ÄRZTLICHE MAßNAHMEN UNTER DER GEBURT AM BEI-SPIEL DER KAISERSCHNITTE
Anhand von zwei Beispielen möchte ich Ihnen deutlich machen, weshalb Kaiser-schnittraten unterschiedlich hoch sein können:
A) DAS VORGEHEN BEI TERMINÜBERSCHREITUNG
In fast allen Kliniken ist es üblich, die Geburten bei Schwangeren mit einer be-stimmten Überschreitung des errechneten Geburtstermins routinemäßig mit wehenauslösenden Medikamenten einzuleiten. Solche Geburten verlaufen oft sehr zögerlich und enden – vor allem bei mangelnder Geduld – häufig in Kaiserschnitten. Wie oft habe ich es in meiner Ausbildungszeit erlebt, dass dann Kinder geboren werden, von denen man nach der Geburt sagt, dass sie eher unreif als übertragen sind. Und dennoch wird an dieser Vorgehensweise festgehalten!
Es handelt sich in diesen Fällen keineswegs um Fehlberechnungen des Geburtstermins, sondern Tragezeiten sind familiär/erblich bedingt sehr unterschiedlich. Sie können durchaus drei bis vier Wochen länger sein.
Wir haben heute ausreichende technische Möglichkeiten, Gefährdungen der Kinder bei Terminüberschreitung rechtzeitig zu erkennen. Dazu gehören die Aufzeichnung der kindlichen Herztöne (CTG), die Feststellung von Fruchtwassermenge und Käseschmiere durch Ultraschall sowie die Messung der Blutflüsse in den kindlichen und mütterlichen Gefäßen (Dopplersonographie).
Damit soll nicht gesagt sein, dass es immer Unsinn ist, Geburten einzuleiten. Entwickelt sich beispielsweise bei einer Schwangeren in der 35. Schwangerschaftswoche eine sogenannte Schwangerschaftsvergiftung, kann eine rechtzeitige Einleitung einen später eventuell notwendigen Kaiserschnitt sogar vermeiden. Ist die Fruchtwassermenge ungenügend, so sollte mit der Schwangeren über Vor- und Nachteile einer Einleitung gesprochen werden. Hilfreich kann auch ein sogenannter Wehenbelastungstest sein. Es wird ein Wehen auslösendes Medikament verabreicht, um zu beobachten, ob das Kind auf Stress (Wehen) normal reagiert, ob es bezüglich seiner Vitalität also Reserven hat. Ein unauffälliger Test kann dem Geburtshelfer eine Entscheidungshilfe bei der Abwägung Einleitung ja/nein sein.
B) AUFFÄLLIGE KINDLICHE HERZTÖNE UNTER DER GEBURT
Durch die Herz-Wehen-Schreibung (CTG) werden unter der Geburt relativ häufig kindliche Herztonabfälle registriert, die keineswegs immer von wirklicher Bedeu-tung sind. Viele Geburtshelfer entscheiden sich aber bereits bei geringen Veränderungen für den Notkaiserschnitt. Es gibt zwei Methoden, um die Sauerstoffsättigung im Blut der Ungeborenen zu messen. Bei der Mikroblutuntersuchung wird vom Köpfchen des Kindes Blut abgenommen und der Sauerstoffgehalt gemessen, Der Nachteil ist, dass die Sauerstoffsättigung nicht permanent gemessen wird. Bei der fetalen Pulsoxymetrie wird die Sauerstoffsättigung dauernd aufgezeichnet. Eine Methode, die leider viel zu wenig vorangetrieben wird. Ein Hersteller hat sich vom Markt komplett zurückgezogen und hatte mit seiner Technik Probleme, ein anderes Gerät wird nur von ganz wenigen Kliniken genutzt. Warum die Forschung und der erforderliche Fortschritt in der Geburtshilfe diesbezüglich so schlafen, ist für mich nicht nachvollziehbar.
DAMMSCHNITTE
Dammschnitte sollten nicht routinemäßig durchgeführt werden.
Man kann den Dammschnitt vom unteren Ende des Scheideneinganges geradeaus nach unten auf den Anus zu (sogenannte mediane Episiotomie) oder aber von der Mitte des Scheideneinganges nach seitlich hin (mediolaterale Episiotomie) durchführen. Die mediolaterale Episiotomie, die in manchen Krankenhäusern noch mehr oder weniger routinemäßig durchgeführt wird, sollte meiner Meinung nach von Ausnahmefällen abgesehen (Zangenentbindung, schwierige Saugglocke, manche Beckenendlagen) unterbleiben. Sie macht im Gegensatz zur medianen Episiotomie vermehrte Beschwerden, weil sie Gewebe und Muskulatur bezüglich der späteren Wundheilung sehr ungünstig zertrennt. Seitliche Dammschnitte schwellen viel stärker an, vernarben stärker und machen mehr Schmerzen als mediane Dammschnitte oder Dammrisse. Mediolaterale Episiotomien vermindern im Gegensatz zu medianen Schnitten oder Dammrissen erheblich mehr die Wahrscheinlichkeit, bei nachfolgenden Geburten ohne Verletzung zu entbinden. Der Strick reißt sinnvollerweise an seiner schwächsten Stelle, und Dammrisse verlaufen fast immer vom unteren Ende des Scheideneinganges gerade zum Anus – wie der mediane Dammschnitt. Dort hat eine Verletzung die geringsten unangenehmen Folgen.
Es ist ein weit verbreiteter Irrglaube, dass Dammschnitte besser verheilen als Dammrisse. Es ist ebenso abwegig, dass ein Dammschnitt eine spätere Senkung von Gebärmutter oder Scheide verhindert. Die Sorge vor einem Reißen des Schließmuskels bei medianen Dammschnitten ist unbegründet. Eine korrekt operativ versorgte mediane Episiotomie mit Schließmuskelriss heilt besser ab als eine mediolaterale Episio-tomie.
GEWINNUNG VON STAMMZELLEN AUS NABELSCHNURBLUT
Informationen bezüglich der Gewinnung von Stammzellen Ihres Neugeborenen aus Nabelschnurblut zwecks Lagerung und eventueller späterer Benutzung bei schweren Krankheiten Ihres Kindes entnehmen Sie bitte unserer Informationsbroschüre über Pränataldiagnostik. Falls Sie Nabelschnurblut dauernd aufbewahren wollen erkundigen Sie sich in den geburtshilflichen Abteilungen, ob diese Leistung angeboten wird.
VERFAHREN DER SCHMERZLINDERUNG
Schmerzmittel können über den Mund oder als Spritze über die Muskulatur oder eine Vene verabreicht werden. Akupunktur kann hilfreich sein. Schmerzfreiheit erreicht man durch die Peridualanästhesie (ein lokales Betäubungsmittel wird an die aus dem Rückenmark heraustretenden Nerven herangespritzt. Der Kaiserschnitt wird heute fast immer in Spinalanästhesie durchgeführt. Dabei wird das lokale Betäubungsmittel in den mit Gehirnwasser gefüllten Raum um das Rückenmark herum gespritzt. Ein in dieser Methode geübter Narkosearzt setzt diese Narkose oft schneller als eine Vollnarkose. Die Gebärende hat dadurch ein Geburtserlebnis und fast alle Kliniken lassen bei einer Spinalanästhesie den Partner oder eine andere Bezugsperson anwesend sein.
Die meisten Schwangeren möchten ihre Entbindung zunächst einmal ohne ‚große Schmerzmittel’ versuchen. Falls eine Periduralanästhesie entweder wegen der Schmerzen oder aus medizinischen Gründen sinnvoll erscheint, so kann sie ein Segen sein. Eine Periduralanästhesie sollte aber nicht notwendig werden, weil sich keiner um die Gebärende richtig kümmert – Ersatz von menschlicher Zuwendung durch die Spritze. Die beste Schmerzlinderung ist eine gute Hebamme. Lassen Sie sich über Maßnahmen der Schmerzlinderung informieren. Lassen Sie sich nicht Dinge einreden, die sie nicht wollen.
Dies gilt grundsätzlich für alle Maßnahmen unter der Geburt. Routinemäßige Abläufe sollte es nur wenige geben. Keine routinemäßigen Nadeln in die Venen der Schwangeren und keine routinemäßigen Kopfschwartenelektroden in die Köpfchen der Ungeborenen. Keine routinemäßigen Medikamentengaben. Alle Maßnahmen sollten mit Ihnen – abgesehen von absoluten Notfallsituationen – in Ruhe abgesprochen werden. Die letzte Entscheidung sollten Sie fällen. In vielen Situationen kann man ganz unterschiedlich vorgehen. Bestehen sie auf der Darstellung von Alternativen und lassen Sie nicht über Ihren Kopf hinweg entscheiden.
GEBURTSPOSITIONEN
Fragen Sie bei den Kreissaalführungen, ob Sie die Geburtsposition frei wählen dürfen. Klären Sie bei einem entsprechenden Wunsch, ob Unterwassergeburten möglich sind. Entlarvend ist die Frage nach der Zahl der Unterwassergeburten, und ob auch alle Hebammen und Ärzte mit Unterwassergeburten einverstanden sind.
AMBULANTE ENTBINDUNG
Wird nach meinem Wissen in allen Kliniken unserer Region angeboten. Für die Nachbetreuung durch eine Hebamme sollte vor allem beim ersten Kind allerdings in vielen Fällen gesorgt sein.
Das Stillen
Bei Kreissaalführungen heißt es natürlich, dass das Stillen in jeder Beziehung gefördert wird. Die Realität ist oft eine ganz andere. Das Personal hat in der Zeit der Kommerzialisierung der Medizin immer weniger Freiraum, um sich um solche Probleme zu kümmern. Wenn Sie bereits Erfahrung mit dem Stillen haben, so setzen Sie sich mit Ihren Erfahrungen durch. Falls Sie noch keine Erfahrungen haben, so informieren Sie sich schon vor der Geburt durch Literatur und Gespräche mit Müttern, Hebammen und interessierten Ärzten über dieses Thema. Wundern Sie sich nicht über unterschiedliche und sich sogar wiedersprechende Empfehlungen auch des Personals. Dies ist vollkommen normal – jeder macht ganz unterschiedliche Erfahrungen. Hören Sie sich alles an, und suchen Sie nach der für sich und Ihrem Neugeborenen besten Lösung.
Mehr Zeit, mit den jungen Müttern zu sprechen, ihnen zu helfen und evtl. auch Ratschläge zu geben, haben oft die Nachtschwestern.
Die Versorgung der Neugeborenen
Durch die Konzentration der Krankenhäuser gibt es immer weniger geburtshilfliche Abteilungen in Krankenhäusern ohne eigene Kinderklinik. Dies bringt zum Teil etwas mehr Sicherheit für die Neugeborenen, wird aber erkauft durch mehr unnötige Verlegungen von eigentlich gesunden Neugeborenen in Kinderkliniken. Zu bestreiten, dass auch Medizin eben ein Geschäft ist, wäre absolut unsinnig.
Die Mehrheit aller Neugeborenen bedarf genau so wenig eines Kinderarztes wie die meisten Gebärenden eines Frauenarztes. Verlegungsquoten von Neugeborenen zwischen 12 und 16% in Niedersachsen in den vergangenen Jahren sind nicht notwendig. Die ökonomisch und nicht medizinisch begründeten Verlegungen von Neugeborenen erschweren die Eltern-Kind-Beziehung in den ersten Lebenstagen und Wochen unnötig. Das Stillen wird den Müttern oft kaputt gemacht. Ein Patentrezept gegen unnötige Verlegungen gibt es leider nicht. Als Laie ist man gegenüber den Argumenten der Kinderärzte meistens hilflos.Lassen Sie sich alle Maßnahmen genauestens erklären, die mit Ihrem Neugeborenen durchgeführt werden sollen. Wenn Ihr Neugeborenes nur wegen eines mäßigen Untergewichtes in die Kinderklinik verlegt werden soll, so haben Sie unter Umständen eine Chance, sich erfolgreich zu wehren, vor allem wenn Sie auf kompetente ambulant tätige Kinderärzte und Hebammen verweisen können, die Ihnen helfen.
Bezüglich akuter Notsituationen im Kreissaal fragen Sie explizit nach der Organisation in diesen Notfällen. Welche Fachrichtung ist im Notfall im Kreissaal für das Neugeborene zuständig (Kinder-, Narkose- oder Frauenarzt)? Ist 24 Stunden pro Tag ein in der Reanimation von Neugeborenen erfahrener Facharzt im Haus? Fragen Sie ausdrücklich danach, ob es sich auch wirklich nicht um einen unerfahrenen Assistenzarzt handelt. Fragen Sie danach wie lange diese Person benötigt, um im Kreissaal zu sein. Mit den Kinderkliniken machen all die Krankenhäuser Marketing, die über diese Abteilungen verfügen. Sind diese allerdings klein, inkompetent und möglicherweise noch schlecht organisiert, so kann eine Entbindung in solch einem Haus gefährlicher sein als in einer Klinik ohne Kinderabteilung aber mit einem Frauenarzt, der sein Handwerk versteht, und der weiß, dass er sich nicht auf kinderärztliche Kollegen verlassen kann.
WIE FINDE ICH EINE MEINEN VORSTELLUNGEN ENTSPRECHENDE GEBURTSHILFLICHE ABTEILUNG?
Es gibt bedauernswerte Dinge im Umgang mit den Gebärenden sowohl in Bezug auf die medizinischen Maßnahmen unter der Geburt als auch bzgl. des Tonfalles. Sie haben viele Monate Zeit, sich für die Entbindung in einem bestimmten Krankenhaus, in einem bestimmten Geburtshaus oder auch für die Entbindung zu Hause zu entscheiden. Sie müssen sich als geburtshilflicher Laie eine eigene Meinung bilden. Natürlich hängen medizinische Maßnahmen bei privat versicherten Patientinnen von Abrechnungsmöglichkeiten ab. Natürlich werden Dammschnitte gemacht, weil Chef- und Oberärzte nachts nicht aufstehen wollen. Natürlich werden Kaiserschnitte gemacht, weil man nachts lieber schlafen möchte. Natürlich kann der eine Oberarzt ein guter geduldiger Geburtshelfer sein, der Kollege in der nachfolgenden Nacht genau das Gegenteil.
Die Geburt ist bei allen Schmerzen ein ganz besonders intimes und für die meisten Frauen auch besonders schönes und großes Erleben. Verwenden Sie etwas Zeit, um eine geburtshilfliche Einrichtung zu finden, die Ihren Vorstellungen von der Geburt Ihres Kindes entspricht.
Ich empfehle Ihnen folgende Fragen anlässlich der Kreissaalführungen, um einen Eindruck über die Art der Geburtshilfe in dem jeweiligen Krankenhaus zu erhalten:
- Wie hoch ist die Kaiserschnittrate?
- Wie ist das Verhalten bei Terminüberschreitung? Routinemäßige Einleitung zum Beispiel wenn 11 Tage über die Zeit? Abwartendes Verhalten im Einzelfall in Absprache mit dem betreuenden ambulanten Frauenarzt möglich?
- Wird ein Dammschnitt routinemäßig durchgeführt? Werden Dammschnitte eher seitlich oder gerade geschnitten? Statistische Zahlen über die Häufigkeit der Dammschnitte. Meines Erachtens Dammschnittrate nicht über 10 bis 15% und möglichst fast nur gerade Dammschnitte. Natürlich werden Dammschnitte gegen den Willen der Hebammen durchgeführt, natürlich gibt es noch immer chefärztliche Anordnungen zur Durchführung von Dammschnitten, es werden sogar immer noch Dammschnitte gegen den mehrfach geäußerten ausdrücklichen Willen der Gebärenden geschnitten. Fragen Sie bei den Kreissaalführungen, ob Sie sich darauf verlassen können, dass nicht geschnitten wird, wenn Sie dies so verlangen – Ausnahme es geht um die Gesundheit des Kindes (schlechte Herztöne). Falls Sie eher einen Dammriss als einen Dammschnitt wünschen, so geben Sie eine schriftliche Erklärung darüber ab, und erklären, dass Sie einen vom Kind her unbegründeten Dammschnitt als Körperverletzung betrachten. Ein ärztlicher Eingriff ohne Einverständnis ist verboten und gilt juristisch als Körperverletzung.
- Freie Wahl der Geburtsposition? Unterwassergeburt möglich?
- Routinemäßige Nadel in die Vene der Schwangeren oder Kopfschwartenelektrode für HerzWehenschreibung in das Köpfchen des Kindes? Ist bei normaler Geburt beides nicht notwendig.
- Schmerzlinderungsverfahren?
- Versorgung der Neugeborenen siehe oben und wieviel Prozent der Kinder werden in die Kinderklinik verlegt?
- Wie viele Gebärende muss eine Hebamme maximal alleine betreuen?
- 8-Stunden-Schichtdienst der Hebammen? 24 Stunden Schichten? Kann mich meine ambulant betreuende Hebamme im Krankenhaus entbinden?
- Fragen Sie danach, ob eine komplikationslose Geburt ohne Arztanwesenheit möglich ist. Wenn Sie in unserer Region kein Krankenhaus finden, welches solch eine Geburt anbietet, dann fragen Sie doch einmal nach dem warum und regen Sie anlässlich von Kreissaalführungen solch eine Lösung an. Ohne Druck der Kunden wird sich das System nicht ändern.
- Fragen Sie, ob die Abteilung Ihre Perinatalerhebung der letzten zwei Jahre zur Verfügung stellt. Alle Krankenhäuser erfassen ihre Geburten statistisch. An diesen Zahlen können Sie sehr deutlich ablesen welche Art von Geburtshilfe eine Abteilung praktiziert.
Mit diesen wenigen Fragen erhalten Sie bei ehrlicher Beantwortung einen ziemlich genauen Einblick in die Tätigkeit einer geburtshilflichen Abteilung.
Ihr persönlicher Eindruck von den Ärzten und Hebammen sollte abgesehen von den sachlichen Informationen das wichtigste Kriterium sein. Kreissaalführungen degenerieren immer mehr zu Marketingveranstaltungen. Die Kreißsäle sind alle im selben Stil „designt“. Achten Sie auf Feinheiten. Sind die Kreissäle so eingerichtet, wie Sie es tun würden, um eine angenehme intime Atmosphäre für eine Entbindung zu erzielen? Handelt es sich um einen reinen Architektenkreissaal oder haben Ärzte und Hebammen daran mitgewirkt? Ist es gewährleistet, dass während sie mehr oder weniger unbekleidet im Entbindungsbett liegen nicht andauernd irgendwelche Menschen ohne Einverständnis, ohne Anfrage und ohne Ankündigung den Kreissaal betreten?
Auch Hebammen und Ärzte können nur dann eine gute Arbeit verrichten, wenn sie Ihren Beruf lieben – wenn sie die Geburtshilfe lieben. Bei den Hebammen wird dies fast immer der Fall sein, wenn sie nicht durch den mancherorts ärztlich bestimmten Klinikalltag desillusioniert sind. Bei den Ärzten ist dies leider seltener der Fall. Natürlich gibt es die Chef- und Oberärzte die lieber operativ und onkologisch als geburtshilflich tätig sind. Achten Sie darauf, ob die Hebammen aktiv in die Kreissaalführung eingebunden sind. Diese hätten eigentlich viel mehr zu erzählen und von ihnen werden Sie weniger vom Marketing beeinflusste Antworten erhalten als von den Ärzten. Falls keine Hebammen anwesend sind dann regen Sie dies für zukünftige Kreissaalführungen an. Das Klima zwischen Hebammen und Ärzten ist bei einer Kreissaalführung nicht zu verheimlichen, wenn beide Berufe anwesend sind und in Gespräche eingebunden werden.. Ein Verhältnis zwischen Hebammen und Ärzten auf Augenhöhe sollte selbstverständlich sein ist aber leider die Ausnahme.
Von den Hebammen möglichst alle oder viele, und die werdenden Eltern sollten die Chance haben, nicht nur mit einer leitenden Hebamme zu reden. Wenn Sie den Eindruck erhalten, dass die Ärzte die Führung für sich beanspruchen, und es keine entspannte Zusammenarbeit mit den Hebammen gibt, dann ist eine Geburtshilfe in einer ruhigen entspannten Atmosphäre unmöglich. .
Nutzen Sie die Monate Ihrer Schwangerschaft, um eine für Sie geeignete geburtshilfliche Abteilung, eine Geburtshaus oder eine Hebamme für eine Hausgeburt zu finden. Wenn das Geburtserlebnis für Sie von wesentlicher Bedeutung ist, dann nehmen Sie unter Umständen auch weitere Wege in Kauf. Wir werden Sie bei der Suche nach einer für Sie passenden Lösung unterstützen.