KINDERWUNSCHBEHANDLUNG
1. EINLEITUNG
Sie haben sich wegen eines bisher nicht erfüllten Kinderwunsches in unsere Behandlung begeben. Mit dieser Broschüre möchten wir Ihnen einige wissenswerte Dinge auch schriftlich zum Nachlesen darstellen. Unerfüllter Kinderwunsch ist ein recht verbreitetes Problem. Wir können heute fast jedes Kinderwunschproblem lösen. Die beiden Hauptprobleme sind Alter der Frau und zu frühes Aufgeben. Fixieren Sie sich nicht auf eine Insemination oder einen IVF-Versuch. Nehmen Sie sich Zeit für die Kinderwunschbehandlung. Zwei Jahre ist ein guter Zeitraum. Es dauert keineswegs immer zwei
Jahre, aber zwei Jahre sind auch schnell herum, und es gibt höchstens alle vier Wochen eine Chance.
Zermartern Sie nicht Ihr Gehirn mit der Frage, warum es dieses Mal nicht geklappt hat. Wir versuchen alles um die Bedingungen in dem jeweiligen weiblichen Cyclus zu verbessern. Mit „nicht das Gehirn zermartern“ ist nicht gemeint, dass Sie nicht mitdenken sollen. Aber auch bei optimalen Voraussetzungen liegt die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft „nur“ bei 40-50%. Kinderwunschbehandlung ist ein wenig wie Roulette. Mal schwarz und mal rot. Mal verliert man und mal gewinnt man. Manchmal fällt die Kugel fünfmal auf Rot und Sie haben fünfmal auf Schwarz gesetzt. Nehmen Sie es wie ein Spieler, der auch nicht nach den ersten Verlusten aufgibt. Statistisch gesehen haben auch die Paare, die ohne bisherigen Erfolg den achten oder neunten IVF-Versuch machen, dieselbe Chance schwanger zu werden wie die Paare, die schon beim zweiten oder dritten Versuch schwanger werden !!!!!
Die Problematik der Kinderwunschbehandlung ist mehr oder weniger ein Mix aus Medizin, Seele und „Kriegskasse“ (Finanzen weil ein Teil der Kosten von den Paaren öfter selbst getragen werden muss). Wir werden uns gemeinsam mit Ihnen darum bemühen, diese Dinge zusammenzubekommen.
Sowohl seelisch für einen selbst als auch für die Partnerschaft kann unerfüllter Kinderwunsch eine erhebliche Belastung bedeuten. Fragen von Verwandten oder Bekannten, weshalb sich kein Nachwuchs oder noch kein weiterer Nachwuchs eingestellt hat. Jede erneut einsetzende Blutung ist eine Enttäuschung. Absolut verständliche und nachvollziehbare Neidgefühle, wenn wieder jemand aus dem Umkreis schwanger geworden ist, obwohl man es natürlich allen gönnt. Je nachdem wie groß sich die seelische Problematik des Kinderwunsches bei Ihnen darstellt, sollten wir auch über diese Seite immer wieder sprechen.
2. URSACHEN DER STERILITÄT (UNFRUCHTBARKEIT)
Der Mann:
Bei den meisten Männern mit einer Einschränkung der Fruchtbarkeit liegt keine absolute Unfruchtbarkeit vor. Die Spermien sind lediglich in ihrer Zahl oder ihrer Qualität verändert. Es dauert deshalb meistens länger, bis ein solcher Mann erfolgreich eine Schwangerschaft zeugt Seltener als bei Frauen finden sich bei den Männern hormonelle Störungen. Schäden im Bereich der Hoden selbst können z. B. durch eine Mumpsinfektion im geschlechtsreifen Alter hervorgerufen werden. Schäden im Bereich des Hodens können entstehen, wenn bei männlichen Kindern ein Hodenhochstand (ein oder beide Hoden finden sich nicht im Hodensack) nicht rechtzeitig behandelt wird. Auch Krampfadern im Bereich des Genitales könne Ursache für eine Minderung der Fruchtbarkeit sein.
Bei bisher unerfülltem Kinderwunsch sollte auf jeden Fall möglichst schnell abgeklärt werden, ob der männliche Partner normal fruchtbar ist. Die Spermiogramme beurteilen wir in unserer Praxis. Wohnen Sie in der Nähe von Wittingen, so können Sie das Sperma auch nach Masturbation oder Koitus interruptus (Rückzieher beim Geschlechtsverkehr) von zu Hause mitbringen. Wichtig ist dabei der Transport bei Körperwärme (ein passendes Gefäß können Sie in unserer Praxis erhalten).
Eine andere Möglichkeit ist die Masturbation in unserer Praxis. Wir haben dafür abseits des Praxisgeschehens einen eigenen Raum. Sie können diesen alleine oder mit Ihrer Partnerin benutzen. Wir stellen Ihnen dafür auch einen Film zur Verfügung. Sie können mich wegen der Spermiogramme auch am Wochenende anrufen (0171-44 52 246). Die Atmosphäre ist für viele Männer etwas entspannter, wenn kein Betrieb in der Praxis ist. Da die diagnostischen Maßnahmen bei der Frau komplizierter und unter Umständen auch unangenehmer (z. B. Bauchspiegelung) sind, steht am Beginn der Sterilitätsdiagnostik eine Untersuchung der Fruchtbarkeit des männlichen Partners.
Sollte die Masturbation einmal nicht gelingen, dann ist dies nicht ehrenrührig und absolut kein Problem. Die Untersuchung wird einfach später wiederholt. Masturbation zur Spermagewinnung kann z. B. auch erforderlich werden, wenn wir Samenzellen in die Gebärmutter einspülen wollen (siehe unten). Auch in dieser Situation passiert es gelegentlich, dass der Mann in der ungewohnten Atmosphäre nicht zum Samenerguss kommt. Das sollte ihm auf gar keinen Fall peinlich und unangenehm sein. Je häufiger Sie ihre Frau zum Frauenarzt begleiten, je besser Sie die behandelnden Ärzte kennen, je mehr Sie mit den Hintergründen der Sterilitätsbehandlung und Sterilitätsdiagnostik vertraut sind, umso weniger werden Sie auch in dieser Beziehung Probleme haben.
Wir freuen uns, wenn Sie Ihre Frau möglichst oft anlässlich ihres Besuches bei uns begleiten.
Ein männlicher Partner mit einer eingeschränkten Fruchtbarkeit sollte möglichst nicht rauchen.
Die Frau:
Die zwei häufigsten Ursachen der Sterilität bei Frauen sind hormonelle Störungen und Verschlüsse der Eileiter oder auch das Fehlen der Eileiter.
Hormonelle Störungen sind bei den Frauen die häufigste Ursache der Unfruchtbarkeit. Meistens lassen sich diese Störungen recht gut behandeln. Unfruchtbarkeit ist sehr oft nur ein momentaner Zustand.
Eine Frau mit einer eingeschränkten Fruchtbarkeit kann beispielsweise in einem Jahr elf unfruchtbare und einen fruchtbaren Zyklus haben. Die Ursache der hormonellen Störungen kann bei der Frau auf der Ebene der Eierstöcke oder auch auf der Ebene des Gehirns liegen.
Im Eierstock werden die weiblichen Sexualhormone produziert. Vom Gehirn her erfolgt über andere Hormone die Steuerung der Hormonproduktion in den Eierstöcken.
Veränderungen im Bereich der männlichen Sexualhormone (die auch von Frauen produziert werden), des sogenannten Stillhormons (Prolaktin) und der Schilddrüsenhormone können die Fruchtbarkeit der Frau negativ beeinflussen.
Der beidseitige Eileiterverschluss oder das beidseitige Fehlen des Eileiters ist glücklicherweise sehr selten. In solchen Fällen können wir Ihnen in enger Zusammenarbeit mit einem weiteren Kinderwunschzentrum eine Befruchtung außerhalb des Körpers anbieten (die sogenannte InVitro-Fertilisation, kurz: IVF).
Weitere seltene Ursachen der weiblichen Unfruchtbarkeit sind z. B. Fehlbildungen, Entzündungen und erbliche Störungen.
3. STERILITÄTSDIAGNOSTIK UND STERILITÄTSBEHANDLUNG
Wir haben bereits festgestellt, dass am Beginn einer Sterilitätsdiagnostik die Untersuchung des männlichen Partners stehen sollte. Eine sehr ausführliche Erhebung der Vorgeschichte (Anamnese) ist wichtig.
Durch Untersuchungen der Hormone der Frau wird festgestellt, ob ein normaler Zyklus vorliegt. Durch Ultraschalluntersuchungen – von der Scheide her – können wir das Wachstum der Eibläschen und schließlich auch den Eisprung verfolgen. Wir beurteilen, ob die Schleimhaut der Gebärmutter eine ausreichende Dicke hat.
Nach einem Geschlechtsverkehr beobachten wir die Beweglichkeit der Samenzellen im Gebärmutterhalsschleim. Beispielsweise kann die Beweglichkeit der Spermien im Gebärmutterhalsschleim durch eine veränderte Konsistenz des Schleims beeinträchtigt sein. Dies beispielsweise wäre ein Grund, um Spermien in die Gebärmutter einzuspülen. Dies geschieht mittels eines ganz dünnen und weichen Kunststoffschlauches. Das sogenannte Inseminieren ist für die Frau normalerweise nicht unangenehmer als eine gynäkologische Untersuchung. Meistens wissen wir bereits nach einem Zyklus sehr viel über die Ursachen der bisherigen Unfruchtbarkeit.
Die Behandlung der weiblichen Unfruchtbarkeit besteht meistens in der Gabe von Tabletten und/oder Spritzen. Es gibt verschiedenste Methoden, um die Eierstöcke zu einer vermehrten Eireifung anzuregen. Der Erfolg der Behandlungsmaßnahmen wird durch Blutabnahmen und Ultraschalluntersuchungen kontrolliert.
INSEMINATION ODER IVF?
Hat der männliche Partner eine geringere Anzahl guter Spermien, so kann dies ein Grund sein, um Inseminationen durchzuführen. Beim normalen Geschlechtsverkehr sterben sehr viele Samenzellen in der Scheide und auf dem Wege zu der Eizelle ab.
Es ist deshalb sinnvoll, eine größere Zahl von gesunden Spermien möglichst nahe an die Eizelle heranzubringen. Um die Erfolgsaussichten der Insemination zu vergrößern, kann man das Sperma „aufbereiten“. Durch bestimmte Maßnahmen werden die guten Spermien von den schlechten getrennt. In relativ wenig Flüssigkeit haben wir dann eine Konzentration an möglichst vielen guten Spermien, die dann in die Gebärmutterhöhlung hineingespült werden. Dieser Vorgang ist normalerweise nicht schmerzhaft.
Wir hatten bereits dargestellt, dass wir bei verschlossenen oder nicht mehr vorhandenen Eileitern in Zusammenarbeit mit einem weiteren Kinderwunschzentrum die Retortenbefruchtung (IVF) gemeinsam durchführen. In-Vitro-Fertilisation bedeutet, dass die Samenzelle und die Eizelle außerhalb des Körpers miteinander vereinigt werden um dann in die Gebärmutter eingesetzt zu werden. Die hierfür erforderlichen Maßnahmen sind nur noch mit relativ geringen Belastungen für die betroffenen Frauen verbunden. Stärkere Beschwerden haben die Frauen dabei meistens nicht zu erleiden. Das unangenehme Absaugen der Eizellen von der Scheide her wird heute fast nur noch in Vollnarkose durchgeführt. Sollten Sie nur eine Schmerzlinderung und keine Narkose wünschen, so ist auch das möglich.
Die Zusammenarbeit mit dem anderen Kinderwunschzentrum sieht so aus, dass wir die Kolleginnen und Kollegen im Voraus über Ihren konkreten Fall informieren. Sie fahren dann zusammen mit Ihrem Partner in das Zentrum und lassen sich untersuchen und vor allem beraten.
Nach Vorliegen der erforderlichen Genehmigungen durch die Krankenkasse und das Land (Unterstützung durch Übernahme von 25% der Kosten) erhalten Sie einen Behandlungsplan.
Einzelne Krankenkassen zahlen 100% und nicht nur 50% der Behandlungskosten bei IVF. Alle erforderlichen frauenärztlichen Untersuchungen in der Phase der Stimulation Ihrer Eierstöcke können in unserer Praxis stattfinden. Sie haben dann lediglich die zwei etwas weiteren Fahrten für das Absaugen der Eibläschen und für die Übertragung der Embryonen.
BAUCHSPIEGELUNG BEI VERDACHT AUF EILEITERVERSCHLUSS
Entsteht während der Behandlung der Verdacht auf einen Eileiterverschluss, so wird oft eine Bauchspiegelung durchgeführt. Bei der Bauchspiegelung wird durch einen ca. 1 cm langen Schnitt mittels eines optischen Gerätes in den Bauch hineingesehen. Durch diese Untersuchung kann man feststellen, ob die Eileiter durchgängig sind. Es können aber auch andere Erkrankungen im Bereich der inneren Geschlechtsorgane und auch des gesamten Bauchraumes festgestellt werden. Mit der Untersuchungsmethode „Echovist“ wird durch Ultraschall die Durchgängigkeit der Eileiter geprüft..
ICSI
Unterschreitet die Zahl der Spermien ein gewisses Maß, so besteht die Möglichkeit der Spermieninjektion (ICSI = intracytoplasmatische Spermieninjektion) direkt in die Eizelle hinein.
Dies ist eine besondere Form der Retortenbefruchtung.
HETEROLOGE INSEMINATION MITTELS EINES SAMENSPENDERS
Für die meisten Paare mit Kinderwunsch, in deren Fall der männliche Partner absolut unfruchtbar ist, stellt die heterologe Insemination (Insemination mit dem Sperma eines Samenspenders) eine gute Lösung dar. Ein Baby hat man nach einer gewissen Zeit ganz von alleine lieb, auch wenn es gar nicht (Adoption) oder nur zu einer Hälfte erblich aus der Partnerschaft (heterologe Insemination) stammt.
Die heterologe Insemination können Sie bei uns durchführen lassen. Je mehr Sie selbst über Ihren persönlichen Fall und die medizinischen Hintergründe informiert sind, umso besser ist es für Sie und auch für uns. Wenn Sie Dinge nicht verstanden haben, dann fragen Sie uns bitte..
Für eine erfolgreiche Sterilitätsbehandlung sind immer wieder Termine in unserer Praxis außerhalb der Sprechstunde erforderlich. Es ist durchaus möglich, dass wir Termine auch zu sehr späten Uhrzeiten vereinbaren. Sollten wir zu diesen verabredeten Sprechstundenzeitpunkten ausnahmsweise einmal nicht in der Praxis sein, so rufen Sie mich bitte über Funktelefon (0171/44 52 246) an. Der Grund für unsere Abwesenheit könnte ein Notfall in der Klinik sein.
4. RISIKEN
Die Sterilitätsbehandlung in unserer Praxis bewirkt nur wenige Risiken. Ausdrücklich aufmerksam machen müssen wir Sie darauf, dass Mehrlingsschwangerschaften häufiger als bei „normal“ entstandenen Schwangerschaften auftreten. Meistens handelt es sich dabei um Zwillingsschwangerschaften.
Natürlich unternehmen wir alles, um Mehrlingsschwangerschaften zu vermeiden. Gelegentlich treten diese aber dennoch auf, und meistens ist es wie im übrigen Leben, der Anschiss lauert dort wo man ihn am wenigsten vermutet.
Durch die vermehrte Reizung der Eierstöcke zur Eizellreifung kann es vor allem in der zweiten Zyklushälfte zur Cystenbildung (mehr oder weniger große Blasen mit Flüssigkeit – ehemalige Eibläschen) kommen. Dies ist meistens mit gewissen Schmerzen verbunden.
Sollten Sie im Rahmen der Sterilitätsbehandlung Schmerzen im Bauch bekommen, so sollten Sie sich grundsätzlich zunächst einmal unverzüglich bei uns vorstellen. Es sind bei Kinderwunschpatientinnen durch in der Kinderwunschbehandlung unerfahrene Ärzte schon unnötige und sogar gefährliche Operationen durchgeführt worden!! Sollten Sie sich wegen Beschwerden dennoch in die Behandlung eines anderen Arztes geben, so machen Sie diesen auf jeden Fall darauf aufmerksam, dass Sie sich in Sterilitätsbehandlung befinden. Im Zweifelsfall melden Sie sich wenigstens telefonisch bei uns. Kliniken haben in der Regel wenig Erfahrung mit Kinderwunschpatientinnen!!!!!!!!!
Ist es an den Eierstöcken zur Cystenbildung gekommen, so ist es in ganz seltenen Fällen möglich, dass sich der Eierstock verdreht. Als Folge dessen ist oft eine Entfernung des Eierstockes erforderlich, vor allem wenn nicht sehr schnell operiert wird. Wir möchten allerdings betonen, dass dies eine extrem seltene Komplikation ist.
Die Sterilitätsdiagnostik und –behandlung ist ein frauenärztliches Gebiet, das uns sehr viel Freude bereitet. Erstens handelt es sich im Vergleich zu vielen anderen unserer ambulanten Tätigkeiten um ein anspruchsvolles Gebiet und zweitens endet die Behandlung sehr häufig mit gesunden Kindern und glücklichen Eltern.
Wir wünschen Ihnen viel Erfolg bei der Verwirklichung Ihres Kinderwunsches!